German Rock e.V.

  • vorstand@germanrock.de
  • 05405 8959241
  • Startseite
  • Aktuell
    • News
    • Rockradio
    • Tourdaten (ext.Link)
    • Rock News Magazin
    • FAQ (PDF download)
  • Unser Verein
    • Vorstand
    • Aktive
    • Geschichte
    • Satzung
    • Klick zu Amazon
    • Mitglied werden
  • Unser Archiv
    • Deutsche Bands
    • Interviews
    • Out-of-Area-Bands
    • Festivals
    • Konzerte
    • Special Events
    • Buch/DVD
    • Adressen
  • Interaktiv
    • Newsletter
    • Pressemitteilungen
    • Pressespiegel
    • Linkpartner werden
  • Login
  • Impressum

1919 Deutsche Bands

Anfangsbuchstabe

0-9 Ä (
A B C D E F
G H I J K L
M N O P Q R
S T U V W X
Y Z

BAP
BAP, Köln

Biografie

Bap ist die kölsche Bezeichnung für Vater und auch in ihrem bis dato größten Hit \"Verdamp langher\" dreht sich alles um die Beziehung zwischen Texter und Sänger Wolfgang Niedecken undseinem kurz zuvor gestorbenen Vater. Der große Durchbruch gelang den 7 Kölnern 1981 mit derSingle von dem Album \"Für Uszeschnigge\", vier Jahre nach ihrer Gründung, damals noch mit demKeyboarder Bernd Odenthal. Auf ihrem Erstlingswerk \"...rockt andere kölsche Leeder\", auf demkölsche Coverversionen bekannter Klassiker zu finden sind (wie z.B. die erste Single \"Wahnsinn\",ursprünglich als \"Wild Thing\" bekannt), spielt auch noch Hans Heres die Lead-Gitarre, der beimNachfolger \"affjetaut\" durch die heutige Ikone Klaus \"Major\" Heuser ersetzt wurde, der fortanauch für das Schreiben der Musik verantwortlich war, während Nideggen die stets politischen undsozialkritischen Texte dazu lieferte.
Mit den \"Neuzugängen\" Effendi Büchel am Keyboard und Steve Borg am Bass war dann aucheine Besetzung gefunden, die die nächsten Jahre überstehen konnte. So entstanden \"von drinnenoh drusse\", welches mit \"Kristallnaach\" einen der engagiertesten deutschen Songs bietet. Imgleichen Jahr erschien auch das Live Album \"bess demnähx\". Schon hier zeigt sich, daß BAP ihrewahren Qualitäten auf der Bühne beweisen. Ihre bis zu 3½ Stunden Shows, bei denen sie sichimmer wieder etwas neues einfallen lassen, sind ein unvergleichliches Erlebnis und man spürt diegroße Vorliebe Niedeggens für die Könige des Livegigs Dylan, auf seiner \"Neverending-Tour\"und Springsteen, der mit 5 Std. Spieldauer den bisherigen Live-Rekord hält. Während ihrer \"PikSibbe\"-Tour spielten BAP in ihrer Heimatstadt auch mit den lokalen Nachbarn Die Toten Hosen,die ihrerseits eine Coverversion mit dem Titel \"Verdammt lang Haar\" intonierten.
1997 kamen der Allrounder Jens Streifling (Gitarre, Saxophon, Mundharmonika) und WernerKopal am Bass hinzu, die Niedeggen zum Teil während der Aufnahme zu seiner Solo-CD mitDylan-Covern \"Leopardefell\" kennelernte. Mit neuer Besetzung ging es ins Studio und das AlbumAmerika wurde aufgenommen.
Der zuletzt erschienene Longplayer \"Comics & Pin-Ups\" ist seit \"X für e`U\" die erfolgreichstePlatte und konnte sich sogar einige Wochen auf Platz eins der LP-Charts halten. Musikalisch ist dasAlbum weitaus frischer und abwechslungsreicher, was sicher auch daran liegt, daß hier auch JensStreifling und Effendi Büchel zwei Songs geschrieben haben. Live wurde die Band durch SherylHackett an Percussion und Gesang verstärkt, was sich vor allem bei der Coverversion von Bowie`s\"Heroes\" als eine wirkliche Bereicherung herausstellte. Nicht umsonst war die Kölnarena (mit18.000 Plätzen größte Halle Deutschlands) vier Mal ausverkauft!
Heute, nach 14 Alben innerhalb ihrer 20 jährigen Bandgeschichte sind von dem Stamm nur nochNiedeggen und \"Major\", der sein Gitarrenspiel immer mehr perfektionierte und zwischenzeitlichschon als deutscher Clapton gefeiert wird, geblieben. Jedoch bringt der ständigeBesetzungswechsel auch reichlich frischen Wind in die Combo und ist sicherlich auch wichtigsterGrund dafür, daß die Kölner bis heute Garant für ausverkaufte Hallen sind.
[Lars Tuncay]

LITERATUR
Verschiedene Autoren
BAP övver BAP
Lamuv-Verlag, 1983
(vergriffen)

Manfred Boecker/ Wolfgang Niedecken
Ob de nu laut mohls oder leis
Verlagshaus Wienand, Köln 1987

Wolfgang Niedecken
Auskunft 4
Kiepenheuer & Witsch, Köln 1990

Gerhard Hirschfeld/Jesko Sander
BAP övver China
Vorwärts, Reportagen 1989

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Buchkritik

JÖRG-PETER KLOTZ

Wolfgang Niedecken und BAP – In Eigenen Worten

ISBN 3-930378-24-8

 

Aus einer Vielzahl von Veröffentlichungen konnte Jörg-Peter Klotz auswählen. Wolfgang Niedecken, der auch ein begabter Maler ist, ist offensichtlich ein besonders fleißiger Interwiegeber. Natürlich kommen auch die anderen Musiker der erfolgreichen Band zu Wort.

 

Ein interessantes Vorwort steuert Dietmar Schönherr bei, der die Band auf einer abenteuerlichen Tournee in Nicaragua kennen  lernte. Dorthin und in viele Teile der Erde haben BAP den typischen Kölner Dialekt gebracht, beeindruckend. Eher zweifelhaft ist allerdings, ob sie auch überall verstanden wurden. Mir als Niedersächsin fällt es jedenfalls sehr schwer. Aber was die engagierte Band wollte, wird auch jedem Nichtkölner klar, man muss ja nicht jedes Wort übersetzen können.

 

Eine Vielzahl von Themen, auch sehr Privates, wird in dem über 200 Seiten starken Buch angesprochen. Die Antworten sind so ehrlich wie die Musik der Kölner, keine Phrasen. Der Leser kann sich also ein gutes Bild von dem Sänger und Texter der Band und seinen Kollegen machen.

 

Die Fotos sind ein Streifzug durch die Jahre und zeigen BAP auf ganz kleinen und auch auf großen Bühnen. So spielten sie 1982 im Vorprogramm der Stones. Wolfgang hatte damals furchtbares Lampenfieber. Doch in Köln wurde BAP von den 70.000 Zuschauern frenetisch gefeiert. Als die Menge Verdamp Lang Her grölte, soll Mick Jagger den Veranstalter Fritz Rau gefragt haben „Tell me Fritz, what the Hell is this?“, verrät uns Niedecken.

 

Im Anhang finden wir neben der Diskografie auch eine sehr interessante Besetzungsliste. Da haben im Laufe der Jahre so einige Wechsel stattgefunden. Das Buch sollte bei keinem BAP-Fan fehlen. Es ist aber auch interessant und spannend für Leute wie mich, die die Band nur am Rande erlebten. Sauber recherchiert, anspruchsvoll, empfehlenswert.  

 

Rita Mitzkatis

 

 

Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
1979 Rockt andere kölsche Lieder LP
1980 Affjetaut LP
1981 Für Usszeschnigge LP
1982 Vun Drinne Noh Drusse LP
1982 Vun drinne uoh drusse LP
1983 Bess Demnähx LP
1983 Live (2LP) LP
1984 Zwiesche Salzjebäck un Bier LP
1986 Ahl, Männer, aalglatt LP
1988 Da Capo LP
1990 X für'e U LP
1991 ...Affrocke!! LP
1993 Live At Koblenz (Bootleg) LP
1993 Pik Sibbe LP
1995 Wahnsinn: Die Hits von 7995 LP
1996 Amerika LP
1999 Comics + PinUps LP
1999 Tonfilm LP
0000 Singles: Single
1988 Fortsetzung folgt...Maxi Single
1989 Dat Däät JootMaxi Single
1990 Alles Em LotMaxi Single
1991 Sie Määt SüchtigMaxi Single
1991 Verdamp Lang HerMaxi Single
1993 Wie Die Sichel Vum MohndMaxi Single
1993 Vier BalladenCDMaxi Single
1993 WidderlichMaxi Single
1995 10 Antworten zum "Wahnsinn"Album (PROMOMaxi) Single
1995 Ich Danz Met Dir (PROMOMaxi) Single
1995 Ich Danz Met DirMaxi Single
1996 Nix Wie BessherMaxi Single
1996 AmerikaMaxi Single
1998 LenaMaxi Single
1999 Widder Su´ne SonndaachmorjeMaxi Single
1999 AhnunfürsichMaxi Single
1999 Rita, Mir ZweiMaxi Single
1999 Mayday! (S.O.S.Version)Maxi Single

Kontakt

Bilder

Eintrittskarte
4.3.94 Köln

Eintrittskarte
24.11.96 Köln

Eintrittskarte
6.1.97 Mechernich

1990
Foto: Tina Golemjewski
Sammlung Wolfgang Pokall

Foto: Heinz Schäfer

Foto: Heinz Schäfer

Foto: Heinz Schäfer

Foto: Heinz Schäfer

Foto: Heinz Schäfer

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

14.11.2001 in Oberhausen
Foto: Heribert Kalthoff

2001 in Euskirchen
Foto: Heinz Schäfer

2001 in Euskirchen
Foto: Heinz Schäfer

2001 in Euskirchen
Foto: Heinz Schäfer

2001 in Euskirchen
Foto: Heinz Schäfer

Musiker

1979

Boecker, Manfred "Schmal" - perc

Boecker, Manfred

Gründungsmitglied und Percussionist von BAP.

Boecker, Wolfgang "Wolli" - d

Boecker, Wolfgang

Gründungsmitglied und Trommler von BAP.

Heres, Hans "Honce" - g

Heres, Hans

Gründungsmitglied und Gitarrist von BAP.

Klever, Wolfgang "Gröön" - b

Klever, Wolfgang

Gründungsmitglied und Bassist von BAP.

Niedecken, Wolfgang - v

Niedecken, Wolfgang

Gründungsmitglied und Sänger von BAP.

Odenthal, Bernd - key

Odenthal, Bernd

Gründungsmitglied und Keyboarder von BAP.

Siebert, Büdi - sax

Siebert, Büdi

Ab 1979 Gast-Saxophonist bei BAP.


1980

Boecker, Manfred "Schmal" - perc

Boecker, Wolfgang "Wolli" - d

Borg, Steve - b

Borg, Steve

Ab 1980 Bassistist bei BAP.

Heuser, Klaus "Major" - g

Heuser, Klaus

Ab 1980 Gitarrist bei BAP.

Keul, Matthias - key

Keul, Matthias

Ab 1980 Gast-Keyboarder bei BAP
1987 Keyboarder bei deren Ableger "Wolfgang Niedecken und Complizen"

Niedecken, Wolfgang - v

Siebert, Büdi - sax

Wollrath, Hans "Fonz" - sounds

Wollrath, Hans

Ab 1980 zuständig für die Sounds bei BAP.


1981

Böcker, Manfred - perc

Böcker, Wolfgang - d

Büchel, Alexander "Effendi" - key

Büchel, Alexander

Ab 1981 Keyboarder bei BAP.

Borg, Steve - b

Heuser, Klaus - g

Mayr, Georg - sax

Mayr, Georg

Ab 1981 Gast-Saxophonist bei BAP.

Niedecken, Wolfgang - v

Wollrath, Hans - sounds


1982 (Gastmusiker)

Deter, Ina - backing vocals

Deter, Ina

1982 Gast-Backgroundvocals bei BAP.


1983

Böcker, Manfred - perc

Büchel, Alexander "Effendi" - key

Borg, Steve - b

Dix, Jan - d

Dix, Jan

Ab 1983 Trommler bei BAP.

Heuser, Klaus - g

Niedecken, Wolfgang - v

Wollrath, Hans - sounds


1984 (Gastmusiker)

Bursch, Peter - g, banjo

Bursch, Peter

1984 Gast-Gitarrist und Banjo bei BAP.

Mayr, Georg - sax

Oechsner, Mic - violin

Oechsner, Mic

1984 Gast-Violinist bei BAP.

Schönberger, Günther - sax

Schönberger, Günther

1984 Gast-Saxophonist bei BAP.

Stockhausen, Markus - tr

Stockhausen, Markus

1979 Trompeter bei Ocean Orchestra.
1984 Gast-Trompeter bei BAP.


1986 (Gastmusiker)

Cress, Curt - d

Cress, Curt

1972 Trommler bei Veit Marvos.
1976 bei Westernhagen
1978 bei Snowball
1985 bei Wolfgang Michels
1984/86 Gast-Trommler bei Hubert Kah
Mischte ab 1986 auch bei Rio Reisers Soloalben mit.
1986 auf
BAPs "Ahl Männer, Aalglatt" als Gast am Schlagzeug zu hörgen
1994 Gastmusiker bei Lucifer's Friend


1987 (Wolfgang Niedecken und Complizen)

Böcker, Manfred - perc

Dawson, Julian - harp

Dawson, Julian

1987 Harfespieler bei Wolfgang Niedecken und Complizen.

Dix, Jan - d

Gratowski, Frank - sax

Gratowski, Frank

1987 Gast-Saxophonist bei Wolfgang Niedecken und Complizen.

Keul, Kalau - v

Keul, Kalau

1987 Sänger bei BAP.

Keul, Matthias - key

Niedecken, Wolfgang - v

Risch, Axel - b

Risch, Axel

1987 Bassist bei Wolfgang Niedecken und Complizen.

Schneider, Christian - sax

Schneider, Christian

Zu hören an den Keyboards auf Rio Reisers Soloalben
1986-89 Sax bzw. Keyboards bei Westernhagen
1987 Gast-Saxophonist bei
Wolfgang Niedecken und Complizen.

Schubert, Wolfgang - sax

Schubert, Wolfgang

1987 Gast-Saxophonist bei Wolfgang Niedecken und Complizen.

Senger, Dominik von - g

Senger, Dominik von

1987 Gitarrist bei Wolfgang Niedecken und Complizen.
1997 Gitarrist bei Damo Suzuki

Winderschladen, Rainer - tr

Winterschladen, Rainer

1987 Gast-Trompeter bei Wolfgang Niedecken und Complizen.

Wrochem, Klaus von - violin

Wrochem, Klaus von

1987 Gast-Geiger bei Wolfgang Niedecken und Complizen.


1988

Böcker, Manfred - perc

Büchel, Alexander "Effendi" - key

Borg, Steve - b

Heuser, Klaus - g

Keul, Kalau - v

Niedecken, Wolfgang - v

Wollrath, Hans - sounds

Zöller, Jürgen - d

Zöller, Jürgen

1979/80 Percussionist bei Topas.
1988 Schlagzeuger bei BAP


1990

Büchel, Alexander "Effendi" - key

Borg, Steve - b

Heuser, Klaus - g

Niedecken, Wolfgang - v

Zöller, Jürgen - d


1996-

Büchel, Alexander "Effendi" - key

Borg, Steve - b

Heuser, Klaus - g

Kopal, Werner - b

Kopal, Werner

Seit 1996 Bassist bei BAP

Niedecken, Wolfgang - v

Streifling, Jens - g, sax, mundharm.

Streifling, Jens

Ab 1996 Gitarre, Saxophon und Mundharmonika beiBAP

Zöller, Jürgen - d

Interviews

Interview mit Wolfgang Niedecken, 1990

? X FÜR'E U - wer will da wem etwas vormachen?
WN: Keiner will irgendwem etwas vormachen! Im Gegenteil, die Sache war noch nie so klipp und klar wie diesmal. X FUR'E U lebt von den Veränderungen, die mit DA CAPO eingeführt wurden. Seinerzeit schrieb ich die Texte zu den bereits fertigen Titeln, die Major mir vorlegte. Das war vorher genau umgekehrt. Uns allen fiel ein Stein vom Herzen, als wir feststellten, daß dies funktioniert.
Bei X FUR'E U gingen wir noch einen Schritt weiter. Die Herausforderung: Alle sollten sich aktiv bei der Entstehung der LP einbringen. Früher war die Regel: Der Major macht die Musik, der Wolfgang die Texte. Alle kommen irgendwann mal zusammen, befinden über gut oder schlecht, Manöverkritik usw. So war es noch bei DA CAPO. Da wir aber diesen Arbeitsstil nicht bis in alle Ewigkeit durchziehen wollten, war diesmal jeder aufgerufen, Material beizusteuern oder Ideen einzubringen. Es war für mich ein echtes Aha-Erlebnis zu beobachten, wie manche aus den Startlöchern kamen. Nach wie vor ist Major der Kapellmeister, der tatkräftig zupackt, wenn's losgeht, der die Weichen stellt. Aber das hat die anderen BAP-Musiker nicht davon abgehalten, Vorschläge zu machen, einzugreifen, mitzuwirken. Dadurch wurde Major ein wenig entlastet. Das war auch notwendig. Denn in Zweifelsfällen auf der Bühne, bei kniffligen Situationen im Studio - immer lastete die Verantwortung auf seinen breiten Schultern. Erfolg oder möglicher Mißerfolg einer LP - Major! So war das immer. Alte Einsicht: Wer viel macht, kann auch viel falsch machen. Wer nichts macht, kann auch nichts falsch machen. Wer keine Texte schreibt, der schreibt eben auch keine Scheiße. Als Forderung stand es schon länger im Raum: Zeigt her, was ihr in euren Schubladen versteckt. Diesmal war's dann soweit. Der Knoten ist geplatzt.

? Dieser Wandel ist so etwas wie ein - "Zurück in die Zukunft". Ganz am Anfang hast Du ja häufiger selbst Songs geschrieben...?
WN: Ja, genau. Dank der "Complizen"- Exkursion habe ich wieder den Mut, meine Demos der Band und im besonderen Major vorzulegen. Ich schreibe wieder wie früher: Zuhause mit der Gitarre und dem laufenden Tonband. Mit diesen ,Skizzen' bin ich dann zu Effendi marschiert. Es wurden Grooves ausprobiert, synthetische Basslinien entwikkelt. In diesem Stadium kam Steif dazu, spielte seinen Bass usw. usf. Irgendwann kam man an einen Punkt, wo es in Eifendis Heimstudio nicht mehr weiterging. Dann wurde ein Rundruf getätigt und ein Termin im Probenraum festgelegt. Mit Ausnahme von Major, der an seinem Material arbeitete, haben wir dann ca. drei Monate lang herumprobiert, gejammt und an den Stücken gefeilt. Zur Auflockerung haben wir zwischendurch auch schon mal ein paar Coverversionen gespielt. Hat Spaß gemacht. Alle ein zwei Wochen lieferte Major mir parallel dazu eine Musik ab - mit Gesangsmelodie, Arrangement usw. Und zu jedem Titel fiel mir auf Anhieb ein Text ein. Wenn wir für die Jam-Band einen Gitarristen brauchten, riefen wir Major an. Um's kurz zu machen: Es ist uns gelungen, die Arbeitsweise von BAP und die der Complizen zu koordinieren.

? Wie hast Du diesmal auf Kritik an Deinen Texten reagiert?
WN: Locker. Die Kritik kam an, ohne daß ich gleich eingeschnappt bin. Die Band hatte Einfluß auf die Texte. Wir waren alle einfach offener.

? Also vertrauensbildende Maßnahmen und Erleichterung auf allen Seiten?
WN: Genau! Major war und ist sichtlich erleichtert, daß der Rest der Band endlich aktiver am Geschehen beteiligt ist. Wir mußten ihn fast überreden, an den nicht von ihm geschriebenen Titeln mitzuwirken. Aber nicht etwa, weil er sich beleidigt zurückgehalten hätte, sondern weil er sagte: Das geht auch ohne mich. Songs, die man auf dem Keyboard oder mit der akustischen Gitarre entwickelt, sperren sich manchmal gegen nachträgliche Gitarrenarbeit. Außerdem ist Major kein Gitarrist, den man im nachhinein involvieren kann. Dazu ist er als Songwriter und Instrumentalist zu dominant. Klar, er kann hier einen Fill und dort ein Solo spielen, aber das ist etwas anderes.

? X für'e U klingt auch im direkten Vergleich zu früheren BAP-Alben -sehr zwingend, sehr entspannt, teilweise sehr entladen.
WN: Es gibt ja den Begriff der Reduktion. Ein Beispiel dazu: Wir haben einen Song, der nun leider doch nicht mehr auf's Album paßte, in den verschiedensten Weisen durchprobiert. Verschiedene Grooves, verschiedene Arrangements. Im Endeffekt kamen wir zu dem Schluß, daß die Ursprungsfassung mit Wandergitarre und Stimme den größten Charme besaß.

? Die neue Harmonie ist ja schon fast beängstigend. Gibt es tatsächlich keine Fraktionen mehr im BAP--Lager?
WN: Nein, keine Fraktionen. Das gehört der Vergangenheit an. Früher mal gab es folgende Grüppchenbildungen: "Schmal und Niedecken gegen den Rest der Welt." Auch die Fraktion: "4 gegen 3", die zu AHL MANNER-Zeiten bestand, ist aufgehoben.

? Auch das neue Autorenteam ist also keine sich verhärtende Fraktion?
WN: Nein, auf gar keinen Fall. Die Zusammenarbeit ergab sich aus verschiedenen Gründen. Stefan hat - ebenso wie Schmal - einen sehr ausgeprägten und ausgesuchten Geschmack. Außerdem hat er das musikalische Verständnis in punkto Harmonien, was manchmal sehr hilfreich, manchmal auch etwas hinderlich sein kann.Und es kommt noch etwas hinzu: Steff geht mit einer unglaublichen Objektivität an solche Sachen heran. Verquere Gedanken bzgl. Grüppchenbildung liegen ihm vollkommen fern. Er will, daß die besten Stücke auf's Album kommen, damit man das bestmögliche Ergebnis erzielt.

? Gab es bedingt durch die Situation einen Uberschuß an Songs?
WN: Aber ja. Wir hätten locker ein Doppelalbum füllen können. Eine ähnliche Situation gab es vorher nur bei AHL MANNER. Mit einem Unterschied: Damals lagen wir geschmacklich soweit auseinander, daß nicht einmal die letztlich auf dem Album verewigten Songs die Zustimmung aller haben. Allerdings muß man hier fein unterscheiden: auf das Material von AHL MANNER (das zeigt das Liverepertoire der letzten Tour) stehen wir alle. Die High-Tech-Umsetzung war der Stein des Anstoßes. Wir werden wohl bis an's Ende der BAP-Tage "Ahl Männer" spielen oder "Lisa", "Endlich allein" oder die Sommer-Hit-Persiflage, die zum Sommer-Hit wurde: ,Time Is Cash, Time Is Money". Bei X für'e U hatten wir 20 Stücke zur Auswahl. 13 Nummern wurden aufgenommen, 11 kommen auf die CD, zehn auf's Album. Das war aber auch der kleinste gemeinsame Nenner. Mehr hätten wir nicht streichen können. Sonst hätte einer immer Krach geschlagen.

? Was passiert mit den übrigen Aufnahmen?
WN: Einen Song werden wir für Zeltingers Soloalbum freistellen. Die übrigen werden wohl für's nächste Album zurückgehalten. Die für Zeltinger vorgesehene Nummer geht so in Richtung Traveling Wilburys, die Musik ist von Julian Dawson, der Text von mir.

? Noch einmal zurück: Was ist passiert, daß es wieder so entspannt zugeht bei BAP?
WN: Das ist ganz einfach: Eine Band muß bei aller Professionalität immer noch genug Hobby sein und bleiben, damit es Spaß macht. Man darf nicht in diese Gewohnheit verfallen, Proben oder Liveauftritte als ,Arbeit' anzusehen. Aber es kann, wenn man zu sehr aufein-anderhockt, passieren, daß man sich auf den Senkel geht. Vor den AHL-MÄNNER-Aufnahmen waren wir sieben Monate auf Tour. Da wird's irgendwann gefährlich. Da werden die kleinsten Dinger aufgebauscht. Man bringt dann auch komische Dinger. Uns konnte seinerzeitnichts Besseres als die China-Tournee passieren. Dort wurden wir wieder eine Band, sprachen über alles Mögliche außer Musik, lernten uns auch menschlich neu kennen. Im normalen Tournee-Alltag schleifen sich Verhaltensmuster ein: Vom Flughafen zum Hotel, Koffer auspacken, Soundcheck, Konzert, Hotelbar. Da wird's dann manchmal echt fad.

? Um mit einem Titel Eurer neuen LP zu fragen: ,Wat usser Rock'n'Roll?"
WN: Ja, diese Frage stellt man sich manchmal und man versucht, sich eine Antwort zu geben. Aber diese Antwort gilt nur für einen gewissen Zeitraum. Vor China wäre die Antwort ganz anders ausgefallen als hinterher. Es taucht immer mal wieder auf, dieses Gefühl. Man hockt im Hotelzimmer nach einem Konzert, ein Bier, ein Whiskey der Fernseher läuft. Die Frage: Was hat man am Ende des Tages? Lohnt sich das alles? Die Ehe im Eimer, usw Dennoch ist es nicht jenes ungerechte Gefühl, das in dem Song auftaucht: "Rock'n'roll gave you all the best years of my life". Ich finde, das sollte man genau herumdrehen: Der Rock'n'Roll gab dieser Songfigur die beste Zeit ihres Lebens. Die Frage bleibt, so oder 50: Hat man sich, habe ich mich genug um mein Privatleben gekümmert? Habe ich nicht alles zuviel schleifen lassen? War es wirklich nötig, daß meine Ehe kaputtging? Das war die Basis für diesen Song.

? Apropos Privatleben. X für'e U enthält sehr viele autobiografische Songs. Die Lieder mit eindeutig politischer Botschaft und Aussage sind in der Minderzahl. Warum?
WN: Einmal aufgrund privater Dinge, die hier nicht hergehören. Zum anderen, weil die Stimmung in der Band anders geartet ist. Mit Stücken, die früher allgemein akzeptiert wurden, dürfte ich heute nicht ankommen. Das ist auch Ausdruck einer Entwicklung, Ausdruck des Erwachsenwerdens. Außerdem sollte man nicht glauben, BAP müsse das politische Stück XY abliefern. Außer "Freio" und "Domohls" und "Denn Mir Sinn Widder Wer" gibt es, auch weil die Band das in ihrer Gesamtheit nicht wünschte, keine politischen Aussagen. Außerdem war keiner von uns scharf auf Wiederholungen.

? Wann und wie schreibt man seine besten Texte?
WN: Die besten Texte aus meiner Sicht entstanden immer dann, wenn ich folgende Situation hatte: Papier, Bleistift, Musik und warten, was herauswill. Nur kein Krampf. Ich stricke keinen Text nach meiner "Spiegel"-Lektüre zusammen. Das geht einfach nicht. Den ersten Satz - so besagt's ein alter Spruch - geben die Götter. Der Rest ist Arbeit.

? Gibt's keine Schamgrenze beim Texten?
WN: Ja, die gibt es eindeutig. Bei X für'e U bin ich stellenweise bis an die Grenze gegangen. Obwohl ich gerade Dylans BLOOD ON THE TRACKS zu meinen all time favourites zähle, schrecke ich selbst davor zurück, zu deutlich zu werden. Es ist jedoch nicht nur Scham, sondem auch die Angst vor Larmoyanz.

? In den "warmen Worten" zu einem Song hast Du BAP halb ironisch als "Öko-Rocker" bezeichnet. Inwieweit stört es Dich und Euch, in dieser Körnerfresser-Ecke abgestellt zu werden?
WN: Das Verrückte ist, daß dieses Image eigentlich nie richtig zu uns paßte. Schmal und ich waren die Keimzelle von BAP. Wir beide waren Künstler, alles andere als Ökos. Erst als wir mit BAP für einige Bürgerinitiativen eintraten, haben wir von dieser Bewegung Notiz genommen. Vorher waren wir eher einer etwas dekadenten Kunstclique zuzurechnen. Selbst optisch - in punkto Kleidung -waren wir nie Ökos. Mit dem Klischeebild des verbohrten Latzhosen-Heinis mit der Teppichtasche haben wir nie etwas am Hut gehabt. Im Gegenteil: immer Jeans oder schwarze Kluft. Was allerdings nicht heißen soll, daß man durch den Kontakt mit solchen Menschen nichts dazu lernt. Die Ziele dieser Bewegung sind sicherlich richtig und sinnvoll. Ein satirisches Stück wie "Müsli-Mann" handelt ja von diesem Konflikt: Die orthodoxen Vertreter dieser Latzhosen-Front waren uns immer ein Greuel, obwohl deren Ziele absolut vertretbar sind. Das wird, weil manche Leute nicht zuhören, gerne mißverstanden.

? Nervt es Dich, daß manche Zeitgeist-Blätter Euch fehlinterpretieren?
WN: Nein, das ist überhaupt kein Problem für mich. Gut, wenn ich sowieso nicht gut drauf bin und muß mich zum hunderttausendsten Male erklären, dann nervt's. Ich verdiene gutes Geld, ich fahre ein ziemlich teures Auto. Aber ich laufe immer noch in Jeans und Lederjacke herum. Diese Art Diskussion läuft auf einem denkbar niedrigen Niveau ab. Ich habe es gerne, wenn ich merke, daß ich Nerven habe, daß mich Sachen nicht kalt lassen, aber manchmal ist es auch gut, wenn man an manchen Stellen taub wird.

? Wärst du BAP-Fan, wenn Du nicht bei BAP wärst?
WN: Ein sehr hypothetische Frage, aber um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht, weil ich nicht weiß, ob ich bereit wäre, mir BAP vorurteilsfrei reinzutun.

? Kannst Du Dir erklären, warum BAP ein nationales Phänomen ist von Kiel bis Kitzbühel?
WN: Nein, ich erlebe es zwar, aber verstehen? Nein! Ich nehme an, daß es sehr viel mit Vertrauen zu tun hat. Wir hatten in einer Zeit unseren Durchbruch, als in punkto Texten recht wenig lief außer Ulk. Da waren wir sehr greifbar, sehr vertrauenswürdig. So entwickelte sich ein sehr treues Basispublikum. Es ist schon erstaunlich, daß sich keine Platte unter 500.000 Einheiten verkauft hat. Ganz abgesehen davon glaube ich auch, daß wir eine gute Band sind.

? Aber für einen Fan aus Kiel bleibt doch das Sprachproblem mit der - in Ermangelung eines besseren Wortes - Mundart?
WN: Sicher - und deswegen ist es für mich ein ungeheures Kompliment, daß man sich anscheinend auch in Kiel oder sonstwo mit den Texten auseinandersetzt.

? Nichtkölner haben das vielleicht gar nicht mitbekommen, daß Willy Mlllowltsch, Zeltinger und Du ein Jubiläumslied für die Bläck Fööss gesungen haben. Wie kam's zu diesem kölschen Dreigestirn?
WN: Ganz einfach: Die Grenzen, die zwischen diesen vermuteten Kreisen und Cliquen bestehen, gibt es nicht. Und das ist schön! Ich hoffe, ich bilde mir da nicht zuviel ein: Aber die "Complizen"-Aktion brachte diesen Stein ins Rollen - da hat Zeltinger mitgemacht, die Fööss, die tragenden Figuren der Indie-Szene wie Matthias Keul, Dominik von Senger und zwei von mir sehr verehrte Kollegen wie Frank Hocker oder Gerd Köster. Diese Sache hatte irgendwie Vorbildcharakter. Wenn heute der eine Musiker bei den anderen Musikern anfragt, ob er nicht..., dann geht das sehr schnell klar. Mir jedenfalls hüpfte das Herz im Leibe, als die Bläck Fööss Major und mich fragten, ob wir drei Wochen lang im Millowitsch -Theater live mitmachen würden. Das war eine Ehre für mich.

? Bist Du ein Bläck Fööss-Fan?
WN: Sowieso, das bin ich seit frühester Zeit.

? Hast Du denn die Pop- und Rockgeschichte im allgemeinen aufmerksam beobachtet bzw. gehört?
WN: Bis zu einem gewissen Punkt ja. Angenommen, ich wäre nicht aktiv in dieser Branche tätig, dann würde ich heute meine Dylan- und Kinks- und Dire- Straits-Platten kaufen und ansonsten wenig mitkriegen. Es gibt eine Phase, die auch so vollkommen an mir vorbeigegangen ist: Von Genesis habe ich erst Notiz genommen, als Peter Gabriel schon nicht mehr dabei war. Ten CC - keine Ahnung. Die Eagles habe ich erst durch die Solo Alben von Don Henley entdeckt. Du würdest rote Ohren kriegen, wenn Du wüßtest, wie groß meine Lücken sind. Da ich kaum Radio höre, braucht es auch heute oft noch den Anstoß, daß mir ein Freund sagt: Das mußt Du Dir mal anhören.

? Stichwort: Clubtournee. Was soll das?
WN: Das ist eine absolute Bock-Entscheidung. Wir wollen in Clubs spielen, aber wir wollen auf der anderen Seite nicht mehr dieses Mehrzweckhallen/Turnhallen-Theater, weil die Voraussetzungen dort in vielerlei Hinsicht für Konzerte schlecht sind. Also haben wir uns für die Clubs entschieden, wo wir - finanziell - mit einem blauen Auge davonkommen. Wenn wir dazu Lust haben, Clubs mit einer Kapazität von 1000 zu spielen, dann müssen wir uns das auch erlauben können. Im übrigen spielen wir ja hinterher auch große Hallen und ein paar Festivals. Das wiederum auch, um die Laufzeit der Tourneen zu begrenzen. Denn nach einer gewissen Zeit ist dann bei dem einen oder anderen erwiesenermaßen einfach kein Bock mehr da.

? BAP ist ja wohl die deutsche Band, die Deutschland aus dem Effeff kennt, zumindest fast alle Turnhallen.
WN: Das ist auch gut so, denn diese Basisarbeit ist auch ein Grund dafür, daß man uns vertraut. Wir haben nicht das Publikum kommen lassen, sondern sind zum Publikum gegangen.

? Ein Star zu sein - ist das angenehm oder lästig?
WN: Das hängt ganz von der Tagesform und der Laune ab. In der Südstadt kann ich relativ unbeobachtet herumlaufen. Wohl auch weil ich dort aufgewachsen bin. Es gibt Tage, da schmeichelt es einem, wenn Leute dich erkennen; andere, wo es nur nervt. Außerdem laufe ich ja auch nicht ständig in dem Bewußtsein herum: ,He, ich bin der Niedecken. Sehr her!' So was vergißt man. Und dann fragt man sich manchmal, warum einige Mitmenschen so glotzen. Leider sind ja die penetrantesten Fans nicht unbedingt die nettesten. Sie setzen sich zu einem an den Tisch und wollen dir den Abend gestalten. Da muß man dann ein offenes Wort sagen.

? Der Abstand zwischen dem Musiker und dem Fan muß doch auch in dem Maße wachsen, wie man Karriere macht und Geld verdient?
WN: Die Lebensumstände schaffen sicherlich eine Art Distanz. Der normale BAP-Fan hat wahrscheinlich einen Beruf, auf den er auch locker verzichten könnte. Die wenigsten Menschen können von sich sagen, daß sie den Beruf ausüben, zu dem sie berufen sind. Ich habe bis heute einen Alptraum, daß ich etwas machen müßte, wozu ich keinen Bock hätte. Trotzdem führe ich das Leben, das ich auch führen würde, wenn es BAP nicht gäbe. Was ich mir heute leiste, würde ich mir dann wohl auch leisten können - mit etwas größeren Einschränkungen. Wenn ich heutzutage meinen 40. Geburtstag in Thailand verbringen möchte, ohne all die Köpp, dann kann ich das tun, ohne fünf Monate sparen zu müssen. Das ist sicherlich ein Privileg. Aber ansonsten - was mache ich schon Großartiges. Ich trage immer noch meine Jeans und meine Lederjacke, lebe momentan sogar notgedrungen in der Wohnung, in der ich schon mit Schmal zusammen gehaust habe. Und ich kann nicht behaupten, daß ich mich da unwohl fühle.

? Bestand denn nie die Gefahr, daß Erfolg und Geld Dich hätten korrumpieren können?
WN: Nein. Was ich mir kaufen wollte, das habe ich schon. Und wie Zeltinger immer sagt: Der Laie macht sich da eine vollkommen falsche Vorstellung in Bezug auf die Verdienstmöglichkeiten deutscher Musiker. Um die nächsthöhere Traumabteilung zu erreichen, sagen wir ,locker eine Yacht kaufen...', da muß man schon weltweit Platten verticken. Alle bei BAP könnten bei einem richtigen Flop, wo wir auch selbst ins Risiko gegangen sind, wieder bei Null landen bzw. anfangen. Keiner von uns ist Dagobert Duck, der morgens in seinem Geld badet. Wie gesagt: Der Laie macht sich eine völlig falsche Vorstellung.

? Zur Zeit läuft im Kölner "Express" eine Artikelserie "Die ersten 40 Jahre", Auszüge aus Deiner Biographie "Auskunft". Willst Du noch einmal 40 Jahre dranhängen?
WN: Das habe ich feste vor. Das wäre so ein Traumalter.

? Warum dann schon jetzt eine Autobiographie?
WN: Der Lektor des Kiepenheuer & Witsch-Verlagshauses machte mir diesen Vorschlag. Und der Mann hat auch direkt Klartext geredet: Ich sei eine Persönlichkeit, für die sich viele Leute interessieren, sagte er. Der Vorschlag: Ein Buch über das, was bisher geschah. Ein Buch, das in einer seriösen Form veröffentlicht wird. Ich mußte das Buch nicht machen aus finanziellen Erwägungen. Aber Kiepenheuer & Witsch - im übrigen der Verlag von Heinrich Böll - ist eine sehr gute Adresse. Also habe ich zugesagt. Ich hatte Schwierigkeiten damit, in der Ich-Form zu erzählen und von der Interviewform wegzugehen. Das Klang mir alles zu vorlaut. Aber die Prosaform war wohl für den BAP-Interessierten besser. Es gab sehr viele Probleme bei der Abfassung des Buches. Der erste CoAutor konnte sich in mein Sprachgefühl nicht einfinden. Ich selbst hatte keine Zeit, es alleine zu schreiben. Im Endeffekt wurde die erste Fassung dann aber von einem zweiten Journalisten doch noch einmal komplett neu geschrieben.

? Wie ist Dein Verhältnis zu Major heute?
WN: Es war - mit Ausnahme der Gründerjahre, wo wir ständig an irgendwelchen Theken hingen - nie besser als heute. Wir wissen, daß wir bei aller Unterschiedlichkeit zusammen funktionieren. Es ist ein Verhältnis ohne Krampf. Wir haben eingesehen, daß wir sehr verschiedene Interessen haben - und ein sehr gemeinsames: BAP. Und das steht für uns an allererster Stelle.
[Quelle: Presse-Infomappe zu "X für´e U. "Electrola", 1990]

Konzertbericht

BAP

Bremen, Pier 2, 05.04.2006

 

So genannte "Greatest Hits"-Touren sind ein zweischneidiges Schwert: einerseits ist die Band befreit davon, einem auf die alten Hits lauerndem Publikum neue Stücke "verkaufen" zu müssen, andererseits droht die "Nostalgie-Falle" zuzuschnappen.

 

So erklärt Wolfgang Niedecken auch schon direkt in seiner ersten Ansage, dass sowohl die aktuelle Best-Of-CD Dreimal Zehn Jahre als auch die dazugehörige Tour, der Versuch seien, das eigene Material neu zu erfinden. Man habe mit der neuen BAP-Besetzung, Versionen erarbeitet, die "auf links gedreht" seien - auf dass man so nicht zu seiner eigenen Coverband würde. Was das konkret heißt, wird beim Konzert im Bremer Pier 2 schnell deutlich.

 

Die Songs sind entschlackt und kompakter, was sicher auch mit der Reduzierung der Mannschaft auf Quintett-Größe zu tun hat, aber auch gleichförmiger und weniger prägnant. Percussions, Saxophon, Chor-Sängerinnen - alles das gibt es live nicht mehr. Niedecken selbst spielt mittlerweile durchgängig Rhythmus-Gitarre, während Helmut Krumminga den langjährigen Lead-Gitarristen "Major" Heuser nicht vermissen lässt. Jürgen Zöller am Schlagzeug, das nach Niedecken dienstälteste BAP-Mitglied, bildet zusammen mit dem Bassisten Werner Kopal ein variableres und groovenderes Rhythmusgespann als in früheren Jahren. Der fünfte im Bund ist Michael Nass an den Keyboards, der wie alle anderen Musiker auch professioneller und routinierter wirkt als die Band zu ihren größten Erfolgen jemals war.

 

Hier liegt aber auch gleichzeitig das Problem. Einigen Stücken bekommt diese Frischzellenkur äußerst gut, anderen weniger! Bei Frau, Ich Freu Mich berichtet Niedecken beispielsweise, dass Musik und Text bislang nie zusammen gepasst hätten: "Ein Lied über`s Autofahren und dauernd tritt jemand auf die Bremse." Ergo sind sämtliche Breaks verschwunden und mit ihnen die - durchaus eigenwillige - Dynamik, die diesen Song immer ausgemacht hat.

 

BAP haben nie die Rockmusik neu erfunden, aber - neben der Einzigartigkeit der Texte - war ihre unkonventionelle Art mit ihrer musikalischen Limitierung umzugehen, immer auch ein großer Charme-Faktor. Inzwischen haben sie diesen Status lange hinter sich gelassen und wirken ihrem Anspruch zum Trotz doch ein wenig wie "Wolfgang Niedecken und Partner spielen BAP-Lieder nach". Die Euphorie früher Konzerte, die dann auch vor deutlich größerem Publikum stattfanden, ist nicht zu konservieren. Selbstverständlich gibt es aber auch andere Momente im Laufe des dreistündigen Konzertes, beispielsweise wenn bei Kristallnaach eine dermaßen bedrückende Stimmung erzielt wird, dass sich das alte Problem des unangemessenen Mitklatschens gar nicht erst stellt. Oder Stell Dir Vüür, dessen Harmonien sich die Band von Bob Dylans Hurricane "ausgeborgt" hatte und das deswegen gleich mit der Vorlage im Verbund dargeboten wird.

 

Darüber hinaus gibt es von jeder der bisherigen vierzehn Studio-Platten mindestens einen Song, im Falle von Für Usszeschnigge (1981) aber auch deren fünf, so dass man am Ende des Abends auf exakt dreißig Lieder kommt, was natürlich ganz hervorragend mit dem Motto der Tour korrespondiert. Für die letzte Zugabe - Bruce Springsteens Hungry Heart zwängen sich die Kölner in fünf rosa Fußball-Trikots, um ihre Solidarität mit dem "köllschen Jung" Tim Wiese, mittlerweile Torhüter bei Werder Bremen, kundzutun. Eine feine Geste, die das Bremer Publikum begeistert.

 

Lars Fischer


Rezensionen

BAP

Bess Demnähx - Live

EMI Musikant 1651953

DO-LP

 

Nachdem BAP sieben Monate (!) fast täglich auf irgendeiner Bühne dieser Republik oder des angrenzenden Auslands gestanden hatten, blieb Wolfgang Niedecken und seinen Kölschen Jungs logischerweise kaum Zeit fürs Komponieren und Texten neuer Songs. In solch unkreativer Sauregurkenzeit muss dann erfahrungsgemäß – oftmals per Vertrag mit der Plattenfirma erzwungen – eine Greatest Hits oder ein Live-Album als Pausenfüller her.

 

Niedecken, Major & Co. haben mit Bess Demnähx versucht, das Beste aus dieser Situation zu machen: Ein Live-Doppelalbum, aufgemöbelt durch fünf bislang nicht veröffentlichte (Live-)Tracks.

 

Zur Musik der vier Plattenseiten ist nichts Neues zu vermelden. Die Gruppe erfüllt halt locker die Erwartungen, die das Fanvolk an die derzeit populärste (auch beste?) deutsche Rockband stellt. Nebenbei: Mittlerweile hat auch die DDR die Band entdeckt und das Amiga-Einheitslabel wird demnächst eine BAP-LP veröffentlichen.

 

Keine Frage: Wer schon immer auf BAP gestanden hat, wird auch bei dem Doppel-Album aus dem Häuschen geraten und den Dom nit in Kölle lasse. Und wer bisher weder Kölsch getrunken noch gehört hat, den wird auch Bess Demnähx nicht umdrehen können, denn aufregend Neues bringt die Platte nicht. Hervorragend eingefangen ist allerdings die Top-Stimmung, die BAP-Auftritte bei Konzerten allerorten auslösen. Auf dem Album ist sie konserviert, wie’s nicht besser geht. Positiv anzumerken ist zudem, dass dem Album ein 12-seitiges Begleitheft beiliegt, ein Service, der hierzulande (im Gegensatz zu den meisten Japan-Pressungen) nicht gerade üblich ist. Ein Kompliment an die EMI Electrola. Das Booklet dokumentiert noch einmal die Stationen der BAP-Mammut-Tour, gibt außerdem Einblick in die Entstehungsgeschichte neuer BAP-Songs und lichtet die Musiker nicht – wie üblich – in möglichst vielen, gestellten Posen ab, sondern belegt durch Schnappschüsse Licht und Schatten des Tour-Alltags, Kleinigkeiten und triste Momente.

 

Bess Demnähx ist ein Rockdokument aus dem Deutschland 1983, durch die Musik, die Stimmung und nicht zuletzt durch das Booklet. Kaufenswert ohne Wenn und Aber.

 

Kurt Wehrs

 

(Dieser Beitrag wurde von Margit Hagen für den German Rock e.V. transkribiert und stammt aus dem Magazin  „Oldie Markt“ Mitte der 80er Jahre. Der damalige Redakteur Kurt Wehrs hat uns mit den anderen Verantwortlichen die Veröffentlichung exklusiv genehmigt, und da diese Texte nirgendwo sonst im Netz stehen nehmen wir das gerne wahr)

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

 

 

News

/a}
Leider haben wir zu dieser Rubrik des Band-Eintrags noch keine Daten erhalten.
Weitere Rubriken findest du übrigens über das Klappmenü am linken Rand.

Bitte wende dich an die Online-Redaktion, wenn du Infos bereitstellen kannst.
Wir übernehmen jedoch keine Inhalte fremder Veröffentlichungen.

Das German Rock e.V. Team

Berichte

Bremen, Pier 2, 05.04.2006
So genannte "Greatest Hits"-Touren sind ein zweischneidiges Schwert: einerseits ist die Band befreit davon, einem auf die alten Hits lauerndem Publikum neue Stücke "verkaufen" zu müssen, andererseits droht die "Nostalgie-Falle" zuzuschnappen.
So erklärt Wolfgang Niedecken auch schon direkt in seiner ersten Ansage, dass sowohl die aktuelle Best-Of-CD Dreimal Zehn Jahre als auch die dazugehörige Tour, der Versuch seien, das eigene Material neu zu erfinden. Man habe mit der neuen BAP-Besetzung, Versionen erarbeitet, die "auf links gedreht" seien - auf dass man so nicht zu seiner eigenen Coverband würde. Was das konkret heißt, wird beim Konzert im Bremer Pier 2 schnell deutlich.
Die Songs sind entschlackt und kompakter, was sicher auch mit der Reduzierung der Mannschaft auf Quintett-Größe zu tun hat, aber auch gleichförmiger und weniger prägnant. Percussions, Saxophon, Chor-Sängerinnen - alles das gibt es live nicht mehr. Niedecken selbst spielt mittlerweile durchgängig Rhythmus-Gitarre, während Helmut Krumminga den langjährigen Lead-Gitarristen "Major" Heuser nicht vermissen lässt. Jürgen Zöller am Schlagzeug, das nach Niedecken dienstälteste BAP-Mitglied, bildet zusammen mit dem Bassisten Werner Kopal ein variableres und groovenderes Rhythmusgespann als in früheren Jahren. Der fünfte im Bund ist Michael Nass an den Keyboards, der wie alle anderen Musiker auch professioneller und routinierter wirkt als die Band zu ihren größten Erfolgen jemals war.
Hier liegt aber auch gleichzeitig das Problem. Einigen Stücken bekommt diese Frischzellenkur äußerst gut, anderen weniger! Bei Frau, Ich Freu Mich berichtet Niedecken beispielsweise, dass Musik und Text bislang nie zusammen gepasst hätten: "Ein Lied über`s Autofahren und dauert tritt jemand auf die Bremse." Ergo sind sämtliche Breaks verschwunden und mit ihnen die - durchaus eigenwillige - Dynamik, die diesen Song immer ausgemacht hat.
BAP haben nie die Rockmusik neu erfunden, aber - neben der Einzigartigkeit der Texte - war ihre unkonventionelle Art mit ihrer musikalischen Limitierung umzugehen, immer auch ein großer Charme-Faktor. Inzwischen haben sie diesen Status lange hinter sich gelassen und wirken ihrem Anspruch zum Trotz doch ein wenig wie "Wolfgang Niedecken und Partner spielen BAP-Lieder nach". Die Euphorie früher Konzerte, die dann auch vor deutlich größerem Publikum stattfanden, ist nicht zu konservieren. Selbstverständlich gibt es aber auch andere Momente im Laufe des dreistündigen Konzertes, beispielsweise wenn bei Kristallnaach eine dermaßen bedrückende Stimmung erzielt wird, dass sich das alte Problem des unangemessenen Mitklatschens gar nicht erst stellt. Oder Stell Dir Vüür, dessen Harmonien sich die Band von Bob Dylans Hurricane "ausgeborgt" hatte und das deswegen gleich mit der Vorlage im Verbund dargeboten wird.
Darüber hinaus gibt es von jeder der bisherigen vierzehn Studio-Platten mindestens eine Song, im Falle von Für Usszeschnigge (1981) aber auch deren fünf, so dass man am Ende des Abends auf exakt dreißig Lieder kommt, was natürlich ganz hervorragend mit dem Motto der Tour korrespondiert. Für die letzte Zugabe - Bruce Springsteens Hungry Heart zwängen sich die Kölner in fünf rosa Fußball-Trikots, um ihre Solidarität mit dem "köllschen Jung" Tim Wiese, mittlerweile Torhüter bei Werder Bremen, kundzutun. Eine feine Geste, die das Bremer Publikum begeistert.
[Lars Fischer]

Dies ist eine neue Programmversion. Verbesserungsvorschläge bitte per Email senden.

German Rock e.V. - seit 1998 Förderung deutscher Rockmusik und Aufbau eines allgemein zugänglichen Datenarchivs - jeder kann Mitglied werden und die Szene unterstützen.

Und so kannst du uns auch als Nichtmitglied unterstützen.